Als Schlafgänger bezeichnete man obdachlose Personen, die in fremden Privataushalten die Möglichkeit der Übernachtung erhielten. Das Phänomen war vor allem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20 Jahrhundert in Großstädten verbreitet. Es war die Zeit der so genannten Landflucht. Sie war dadurch gekennzeichnet, dass viele Töchter und Söhne landwirtschaftlicher Höfe vom Ertrag des Bauern nicht leben konnten und deshalb in die Städte zogen, in der Hoffnung, dort eine Arbeit zu bekommen. Das Problem war, dass sich viele keine Wohnung leisten konnten und deshalb Schlafgänger wurden. Das Bett wurde nicht selten mehrfach vermietet an Tag- und Nachtarbeiter. Sie bezahlten dafür ein so genanntes Schlafgeld. Schlafgängertum war auf jeden Fall ein Ausweg gegenüber der Obdachlosigkeit, zumal Obdachlose damals vielfach auf eine Stufe mit Bettlern und Vaganten gestellt wurden und der öffentlichen Missachtung anheimfielen.